Die Angebote der Natureguides in den bulgarischen Naturschutzgebieten sind verheißungsvoll: In Gedanken bin ich in meinen Wanderboots schon oben auf den Gipfeln des zentralen Balkangebirges, unterwegs von Hütte zu Hütte, die Speicherkarte meiner Kamera zum Bersten voll mit imposanten Fernsichten – vieles munter gepostet auf Facebook und Instagram. So sollte es sein.
Tja, wäre da nicht Corona.
Um es kurz zu machen: Dieses Jahr ist Wandern in der Eifel angesagt. Bestimmt auch schön, aber letztlich doch nicht das, worauf ich mich abendelang beim Planen gefreut hatte.
Im September sollte es zusammen mit einer Freundin losgehen: Zuerst in den Naturpark Vitosha, um über die Dächer von Sofia zu schauen. Dann ins Karstgebirge, dann eine Drei-Tage-Hüttentour im Biosphärenreservat Zentralbalkan. Der Naturpark Belasitsa wartete doch einzig und allein auf uns mit seinen Kastanienbäumen, die sich im September, so stellen wir uns das vor, langsam herbstlich färben. Nicht zu vergessen das Kulturtanken in Sofia und Plovdiv.
All das ist wahrscheinlich nicht besonders corona-gefährlich. Vermutlich ist es im besten Sinne einsam: Der Guide, eine kleine Gruppe, und wir. Und die unberührte Natur. Aber die Anreise zu diesem Abenteuer 2000 Kilometer fern der Heimat sollte genauso umweltfreundlich sein, wie der Urlaub selbst. Eine Cornwall-Reise hatten wir schon einmal so gemacht – Anreise mit dem Eurostar nach Großbritannien, und dort kamen wir bestens mit Zug und Linienbus voran. Auch die Direktverbindung Hamburg – Budapest hatte uns schon einmal ohne Umsteigen zu einem Festival-Urlaub befördert. Heute gibt es sie nicht mehr.
Verträglich reisen bedeutete, es kam nicht in Frage, nach Bulgarien zu fliegen, und in Coronazeiten noch weniger.
Ich beschloss zweierlei: Zum einen die Natureguides zu fragen, wie sie in Europa reisen und was sie als Landweg empfehlen können. Zum anderen, mich bei Spezialagenturen nach Zugverbindungen zu erkundigen. Diese Recherchen werden noch ein Weilchen dauern, aber ich bin optimistisch diese Frage so lösen zu können, dass wir uns im kommenden Jahr auf den Weg machen können!
Ich freue mich jetzt schon auf eine Anreise, die Teil der Reise ist: zu sehen, wie Landschaft sich verändert, wie die Zusteigenden sich verändern, wie das Leben um 5 Uhr morgens in fremden Städten erwacht, durch die man hindurchrollt, all das ist sehr reizvoll, wenn man sich darauf einlässt, dass auch der Weg das Ziel ist.
Ein Beitrag von Petra Reinken, www.wortwolf.de